Ich durfte Ende Juni mit meiner Mutter bei der Bloggeraufgabe für die Slowly Veggie teilnehmen. Den Ausführlichen Bericht findet Ihr dazu HIER
Das Rezept möchte ich Euch allerdings heute auf meinem Blog vorstellen.
Mein Rezept zum Thema „Rezepte aus der Kindheit“ war das griechische Halva.
Warum? Darum:
Ich bin „Griechenland-belastet“. Vorbelastet durch meine Omi, die über 50 Jahre in Griechenland, in den Bergen Euböas lebte und vorbelastet durch meinen Vater, der in Griechenland aufwuchs, zur deutschen Schule in Athen ging und immer – noch heute – auf eine kleine autofreie Insel namens Hydra zurückkehrt. Nach Hydra kommt noch heute 2x am Tag ein Wasserschiff, welches die Insel mit Trinkwasser versorgt und bis in die 80er Jahre kam ein extra Lebensmittelschiff, welches die Insulaner und die Touristen bzw. die Supermärkte belieferte.
Auf der Insel durften wir im Haus unserer griechischen Freunde wohnen. Wir bekamen unseren eigenen Hausschlüssel und durften es „als unser Häuschen“ betrachten. Im Gegenzug sollten wir lüften, den Garten wässern und dort einfach leben. Leben ins verlassene Haus bringen. Immer wenn wir die Insel mit dem „Dolphin“ (ein russisches Tragflächenboot) erreichten, wurde unser „Eselmann“ gerufen. Der brachte unser Gepäck – mit Esel – schon vor, hoch auf den Berg der Mandraki-Bucht, währen wir im Ort schon den Einkauf erledigten. Und dieser Einkauf sollte immer mindestens für drei Wochen reichen. Danach wurde der ganze Einkauf wieder auf die Esel und Pferde verladen (tiergerecht!) und zum Haus hochgebracht, denn zu Fuß musste man immer über 400 Stufen gehen und dies machte man am liebsten ohne Einkaufsbeutel, während die Esel querfeldein liefen. Oben bekamen die Tiere oft ein Dankeschön, wie natürlich Wasser oder ein Stückchen Wassermelone. Da wir oben auf dem Berg in „unserem Häuschen“ auch eine Küche hatten, kochte meinen Mama oft – meist griechisch.
Gegessen wurde am Tisch direkt in der Küche oder auf der Terrasse im ersten Stock. Von dort hatte man einen herrlichen Panoramablick über das Meer. Auf der gegenüberliegenden Seite sah man den Peleponnes. Die Terrasse war umrahmt von einer kniehohen Mauer, auf der man wunderbar, wenn man im gemütlichen Loungechair saß, seine Füße ablegen konnte. Dort saßen wir auch oft abends, lauschten den Zikaden, tranken und aßen und hielten Ausschau nach Sternschnuppen und der Milchstraße.
Griechenland stand für mich damals für die Weite, die Freiheit und die kindliche Unbeschwertheit. Gefühlt verbrachte ich dort Jahre, auch wenn ich fast immer nur in meinem Sommerferien dort mit meinen Eltern Urlaub machte. Heute jedoch steht Griechenland für mich für Erholung, Slowdown, gutes, frisches leckeres Essen, geprägt durch besondere Würze aus frischen Kräutern und orientalischen Gewürzen einer eigentlich sehr einfachen, traditionellen Küche. Ich habe also schon früh als Kind die griechische Küche kennen und lieben gelernt.
Nach unseren Urlauben feierten wir oft Dia-Parties. Meine Eltern luden Ihre Freunde mit deren Kindern zum Gucken ein. Dazu wurde der Diaprojektor im Wohnzimmer aufgebaut und alle versammelten sich auf unserem Sofa zum Griechenlandurlaub-Dias schauen.
Meine Mutter stand da oft und lange vorher in der Küche und bereitete griechische Vorspeisen vor. Das waren z.B. gefüllte Weinblätter, Tsatziki, gefüllte Tomaten mit Reis und Rosinen, Fladenbrot und zum Nachtisch griechisches Halva. Aber nicht, wie man es sonst aus der Dose kennt, welches so staubtrocken ist und gefühlt an der Luft verbröselt. Nein, sie machte es immer weich und cremig. Mit Mandeln. Das war als Kind und noch heute meine Lieblingsnachspeise. Oft wartete ich ganz ungeduldig vor der noch warmen Form und bettelte solange, bis ich ein Stückchen ofenwarmes Halva bekam. Dies lies ich mir auf unserem Balkon im 18. Stock immer auf der Zunge zergehen und erinnerte mich an die tollen Urlaube auf der Insel.
Für slowly veggie! habe ich dies zum ersten Mal selber zubereitet. Ich habe mich getraut! Vielleicht hätte ich es nie nachgekocht, weil ich Angst hatte, es würde anders schmecken, nicht so gut wie bei meiner Mama. Aber mit ihrem Rezept und auch tatkräftiger „Notfall-Telefon-Koch-Hotline“ hat es super geklappt. Es ist relativ anstrengend und sieht anfangs etwas seltsam aus, aber die Mühe lohnt sich!
In schöne Förmchen gefüllt – das Auge isst ja bekanntlich mit – schmeckt es hervorragend. Und das Schönste: Es schmeckt nach meiner Kindheit, so gut wie bei Mama und wie auf unserer Terrasse mit dem Blick übers Meer.
1 Comments
allemeineleidenschaften
Hach……
Ich fühlte mich gerade zurückversetzt in meine Urlaube in Griechenland! Nirgends ist es so schön wie dort, nirgends sind die Menschen freundlicher und nirgends hat man dieses wunderbare Gefühl des Angekommen Seins. Das ist meine Meinung. Ich liebe Griechenland!
Viele viele Urlaube habe ich dort verbracht und jedesmal viele viele Menschen kennen- und liebengelernt. Freunde fürs Leben habe ich in Griechenland!
Noch nie habe ich mich getraut, irgendetwas aus dem Land meines Herzens nachzukochen. Außer Tsatsiki, Souflaki und Gyros natürlich.
Vielen Dank für das Rezept, aber noch mehr danke ich dir für deine wunderschöne Beschreibung, ich hab mich gerade dort an der Mauer sitzen gesehen, WInd im Haar und die Sonne auf meiner Haut gespürt….
Kalimera oli mera, yeia sou,
Suse